Frauenkino
Kapitel 17, S. 141 vor dem Text
Gut gelaunt verließen die Drei das Kino. Da Linda und Katharina in engem Kontakt stehen mussten um den Zauber aufrecht zu halten, hielten sie sich an der Hand. Der Zauber war immer noch aktiv.
„Das war ja so genial!“, jubelte die Seherin.
„Dich kann man ja leicht beeindrucken“, schmunzelte Tamara.
„Vielleicht. Ich habe echt noch nie so viele schöne Farben auf einmal gesehen. Die Kleider waren ja ein Traum!“
„Ja, das sah wirklich genial aus, auch wenn die Tänze bisweilen etwas albern waren.“
„Allerdings! Als die schwulen Inder auf der Straße im Sari rumtanzten… oh Mann!“,
lachte Tamara.
Die anderen zwei stimmten in ihr Lachen mit ein.
„Oder die Surfer, die genau ihm richtigen Moment mit ihren Surfboards aus dem Wasser rannten!“, gluckste Linda.
„So ein Surfer hätte ich auch noch spielen können“, überlegte Tamara.
„Ja, wenn es peinlich geworden wäre, dann hätte man sich hinter dem Brett verstecken können.“
„Und alle konnten sie singen. Selbst die Baywatch-Leute“, schmunzelte Cat.
Die anderen lachten noch lauter.
„Oh, der Typ war ja so süß“, schwärmte Linda.
„Welcher? Darcy oder sein Freund?“, fragte Cat.
„Beide!“, behauptete die Hexe.
Es folgte ein Moment, in dem die drei gemeinsam andächtig seufzten.
„Ist euch aufgefallen, dass sich kein einziges Paar in dem ganzen Film geküsst hat?“, wollte Katharina von den anderen wissen.
„Stimmt, jetzt wo du es sagst. Es hat sich wirklich keiner geküsst. Krass“, bestätigte Tamara.
„Gerade das finde ich gut! Der Film hat so etwas nicht nötig. Die Liebe ist so stark, dass es nicht mehr braucht. Das ist so – romantisch!“, schwärmte Linda.
„Zum Dahinschmelzen“, bestätigte Cat.
„Wobei, schon schade. Also den ein oder anderen von den Schauspielern hätte ich dann doch gerne vernascht.“
Die zwei sahen Tamara mit großen Augen an.
„Was?“, lachte das Medium.
„Joar, stimmt doch. Die sahen gut aus. Von den Hauptdarstellern hätte ich keinen von der Bettkante geschubst“, gab Tamara zu.
In diesem Augenblick kam Valerian um die Ecke gebogen und stand nun vor den Frauen. Er grinste frech und schob lässig die Hände in seine Hosentaschen. Flint war ebenfalls bei ihm.
„Was habe ich da gehört? Welchen Typen hättest du nicht von der Bettkante gestoßen?“, zog er Tamara auf.
„Die zwei Hauptdarsteller. Die Männer waren heiß“, sagte sie mit einem anzüglichen Lächeln.
„Tze, hast du das gehört Flint? Ist ja widerlich! Frauen wollen doch immer nur das Eine!“
Er zwinkerte gut gelaunt.
„Aber ehrlich“, stimmte Flint schmunzelnd zu.
„Na, das will ich doch schwer hoffen!“, ertönte es hinter ihnen.
Cendrick war näher gekommen. Er hatte eine rothaarige Studentin im Arm und ein anzügliches Grinsen im Gesicht.
Meine Güte, aus welchem Semester ist die denn? Achtes? Mein Bruder sucht wohl wieder mal nach „erfahreneren“ Frauen.
„Männer, kommt ihr auch mit rein? Der Film geht gleich los. Ein echter Film, nicht so ein Weiberkram“, ließ Cendrick verlauten.
„‚Alien vs. Predator’ ist kein echter Film, sondern eine echte Plage. Aber das passt ja“, stichelte die Hexe.
„Viel Spaß“, wünschte Cat.
„Macht es gut“, meinte Linda zum Abschied.
Valerian und Flint verabschiedeten sich ebenfalls. Valerian mit einem flotten Spruch und Flint mit einem sehnsüchtigen Blick gen Katharina. Als sie gegangen waren, beugte sich Linda zu Cat herüber und flüsterte:
„Das habe ich gesehen.“
Sie gluckste leise und hielt sich schnell die Hand vor den Mund.
„Du musst gar nichts sagen. Ich habe genau gespürt, dass du meinen Arm fester gedrückt hast, damit ich länger Valerian anschaue“, verteidigte sich das Medium.
„Hat sie?“
Tamara trug unübersehbare Schadenfreude im Gesicht.
„Hört auf mich zu ärgern! Ich nutze nur diesen seltenen Moment aus die Menschen um mich herum anzuschauen. Das ist auch schon alles!“
Cat und Tamara brachen in lautes Gelächter aus.
„So, so, du stehst also tatsächlich auf Flint?“, wollte Tamara wissen, als sich die drei zu einem nächtlichen „Umtrunk“ (3 Dosen Cola aus dem Automaten) in einer Ecke des Speisesaals niedergelassen hatten.
Oh Mann. Das war so klar, dass sie das Thema noch mal aufgreifen würden, dachte Katharina peinlich berührt.
„Ich glaube nicht, dass sie darüber reden möchte“, bemerkte Linda freundlich.
Sie und Katharina hatten das Band aufgelöst, das sie während dem Zauber verbunden hatte.
Meine Augen gehören wieder ausschließlich mir und das ist gut so.
„Ach, will sie nicht?“, bemerkte Tamara in einem Tonfall der soviel hieß wie: „Das weiß ich auch, aber das heißt ja nicht, dass ich nicht trotzdem nachbohren könnte. Schließlich bin ich neugierig.“
„Nein, will sie nicht“, gab Katharina zu.
„Na schön, ich will ja nicht neugierig sein.“
„Hö. Hö.“
„Wieso? Ich bin mega dezent!“
Tamara fing sich von beiden einen Blick ein, der sie zu mehr Ehrlichkeit veranlasste.
„Also schön, vielleicht bin ich nicht immer mega dezent, aber ich kann es mitunter sein… wenn ich will.“
„Dann hoffe ich mal schwer, dass du jetzt in diesem Augenblick willst.“
„Ach komm, warum willst du nichts erzählen?“
„Weil es nichts zu erzählen gibt.“
„Du meinst weil es noch nichts zu erzählen gibt.“
Das verlegene Lächeln auf Cats Antlitz vermochte mehr zu sagen als 1000 Worte.
„Na schön, ich werde schweigen wie ein Grab… und aufpassen wie ein Habicht. Ich krieg schon noch raus, ob zwischen euch etwas läuft.“
Tamara grinste selbstzufrieden.
„Ich find’s toll, dass wir heute etwas gemeinsam gemacht haben. Könnten wir das nicht öfter machen? Immerhin haben wir es so schön nah“, bat Linda.
„Mehr Frauenabende?“, erkundigte sich Katharina, die dankbar für einen Themenwechsel war.
„Abgemacht. Ab sofort gibt es regelmäßige Frauenabende. Männer verboten“, beschloss Tamara und nickte gespielt grimmig.
Die anderen stimmten dem Vorschlag ebenfalls zu und so war es beschlossene Sache.