August 2013 Kolumne – Outtakes Band 2

BANZAI!

Kapitel 7, S. 76 nach dem Chat

Katharina hatte sich beim Abendessen zu ihnen gesellt. Flints Puls beschleunigte sich, als sie direkt neben ihm Platz nahm. Wieder sah er kurz zu Linda herüber und fragte sich zum hundertsten Mal, was sie zu Katharina gesagt hatte.

Was es auch war, offenbar hat sie mir verziehen, dachte er und dieses Wissen hatte eine befreiende Wirkung auf ihn.

Erstaunlicher Weise hatten die wenigsten Studenten, entgegen ihrer Ankündigung, den Meditationskurs aufgegeben. Vermutlich standen ähnliche Beweggründe dahinter wie bei Cendrick: Die Familie hatte Druck gemacht oder die Studenten mussten sich insgeheim doch eingestehen, dass Meditation für sie und ihre Kräfte von Nutzen war. Das galt freilich nicht für den Unsterblichen. Valerian hatte keine Familie im Nacken, die von ihm erwartete, dass er lerne seinen Geist zu leeren. Wie froh er darüber war, konnte man an seinen griechischen Ausrufen hören.

„Heureka!!“

„Valerian, hör endlich auf, oder ich nehm’ dir mein Sahne Baiser wieder weg!“, kündete Linda gespielt böse an.

„Das kannst du nicht tun!“, beklagte sich der Unsterbliche ehrlich schockiert.

„Du hast es mir freiwillig gegeben und nun hängt mein Herz daran!“, behauptete er steif und fest.

„Stell mich besser nicht auf die Probe!“

„Ist ja gut, ist ja gut. Ich suche mir einen anderen Jubelruf aus.“

Ein kurzen Moment herrschte schweigen.

„Banzai!“, brüllte Valerian.

Linda sah ihn verdutzt an.

„Was? Bonsai? Du schreist nach einem kleinen Baum?“

„Bampfai!“

Valerian hatte  ihre Verwirrung genutzt um schnell in das Dessert zu beißen. Die anderen grinsten breit.

Wie kann man nur so verfressen sein?, dachte Flint amüsiert.

„Bahnfrei?“, riet sie lachend weiter.

Valerian kaute zweimal und schluckte den Rest des Baisers herunter.

„B a n z a i“, sprach er überdeutlich.

„Ist das nicht japanisch?“, riet Cendrick.

„Genau!“, bestätigte der Unsterbliche und schleckte sich Sahne von den Fingern.

„Hach, das war herrlich. Wer verzichtet noch auf sein Dessert? Macht eh nur fett.“

Valerian schielte auf die Teller der Damen, worauf Linda ihn in die Seite kniff.

„Au!“

„Gar nicht ‚au’! Du kannst froh sein, dass Tamara nicht neben dir sitzt. Die würde dir geben!“, stellte Linda klar.

Tamara nickte grinsend und hob betont ihr Baiser hoch, ehe sie genüsslich einen Mini-Biss davon nahm.

Sie sind wieder in ihrem Metier.

Flint sah schmunzelnd zu Katharina herüber. Diese war auch amüsiert. Ihre Blicke kreuzten sich und er hielt den Kontakt für einige Sekunden aufrecht, ehe der „Blick der Wahrheit“, ihm Dinge verriet, die er nicht wissen wollte. Vor ihr entdeckte er ein halb geleerten Teller.

„Du hast also tatsächlich wieder angefangen?“

Sie nickte und ihr Katzenlächeln huschte über die ebenmäßigen Gesichtszüge. Im letzten Semester hatte er sie lange Zeit immer wieder dazu überreden versucht, doch wieder einmal etwas am Abend zu sich zu nehmen.

„Ich habe mich schneller als gedacht wieder daran gewöhnt. Und ein Sahne Baiser lasse nicht mal ich stehen.“

Beide lachten leise.

„Ich bin froh, dass wieder alles okay ist. Ich meine nicht nur das Essen. Sondern… alles.“

Na, das klang ja wirklich super, dachte er ironisch.

Aus lauter Verlegenheit nahm er einen Schluck von seiner Cola.

„Ja, ich bin auch froh.“

Aus dem Klang ihrer Worte konnte er schließen, dass sie ihn verstanden hatte. Wieder sahen sie sich kurz an, ehe sie gleichzeitig verlegen den Blick senkten.