Die Freunde trafen sich heute erst beim Mittagessen. Jeder hatte den Morgen genutzt, um der Hausarbeit noch den letzten Schliff zu versetzen. Niemand traute sich, eine mangelhafte Arbeit bei Professor Lichtenfels abzugeben. Aus diesem Grund war Cat erst jetzt in der Lage, den anderen von ihrer neuesten Vision zu erzählen. Als sie mit ihrem Bericht geschlossen hatte, herrschte ein wildes Durcheinander an Fragen.
„Weißt du was es gewesen ist?“
„Das klingt ja grauenhaft!“
„Du Arme.“
„Endlich wieder mal eine nützliche Vision. Du meinst also, du kennst den Ort? Vielleicht warst du ja schon mal im Urlaub dort?“
„Ist dir sonst noch etwas aufgefallen?“
„Wie hast du reagiert, als …“
„Halt! Hört auf alle durcheinander zu reden. Ihr macht sie ja noch ganz wahnsinnig. Und mich auch“, gebot Flint.
Graciano gefiel es, wie der Geisterseher sich schützend vor seine Freundin stellte. Es ist wirklich verblüffend, wie gut er ihre Bedürfnisse kennt. Und das, obwohl Flint vorher noch nie eine Freundin gehabt hat. Genauso beeindruckend war, dass sein Wort gegenüber seinen Freunden galt: Sie bemühten sich tatsächlich, der Reihe nach zu sprechen.
„Okay. Ich bin als erster dran: Was war das für ein Vieh? Ein Zombie? Mumie? Untoter?“, drängte sich Valerian nach vorne.
„Ich weiß nicht genau. Es könnte auch ein Geist sein, oder Dämon. Das ist wirklich schwer zu sagen; ich habe so etwas noch nie zuvor gesehen“, antwortete Cat.
„Ich will schwer hoffen, dass du so etwas nie wieder sehen musst“, bekundete Linda gleichermaßen fürsorglich sowie besorgt.
Das Medium lächelte ihr dankbar zu.
„Was hat es denn genau macht?“, wollte Tamara wissen.
„Das hat sie doch gesagt, es hat sich auf sie gestürzt“, erklärte Flint leicht entnervt.
„Ja, wozu? Ich denke das ist wichtig, um zu entscheiden was das für ein Vieh war“, beharrte sie.
„Sie hat Recht. Die Absicht des Monsters könnte entscheidend für die Identifizierung sein“, pflichtete Cendrick bei.
Cendrick und Tamara einer Meinung. Das ist sicher das erste Mal!
„Schade, dass du dich nicht mehr an den Ort erinnern kannst. Aber vielleicht fällt dir später ja noch etwas dazu ein“, sagte Linda.
„Nochmal wegen dem Dämonenvieh: Meinst du, das war größer als ich?“, fragte der Unsterbliche neugierige.
Tamara verdrehte die Augen. „Mensch, Wagner, nerv nicht.“
„Wieso? Das ist total wichtig. Ich will schließlich wissen, ob ich es mit dem Teil aufnehmen kann, wenn ich es Treffen sollte“, gab er zu bedenken.
„Ich hoffe mal schwer, dass wir es nicht treffen werden!“, sprach Linda mit Nachdruck.
„Wisst Ihr was ich denke, wenn ich spitze Eckzähne höre?“ Tamara sah fragend in die Runde.
„Zahnwunder?“, scherzte der Unsterbliche.
„Nein, du Hohlbirne. Ich denke an einen Vampir.“
„Das wäre eine Möglichkeit“, stimmte Cendrick ihr erneut zu.
„Vampire sind cool“, erklärte Valerian und grinste breit.
„Spinnst du? Vampire sind nicht cool, Vampire sind Parasiten. Die ernähren sich von deinem Blut, das ist doch total eklig!“ Die Hexe machte ein angewidertes Gesicht. „Mal davon abgesehen, dass sie manchmal aus Versehen jemanden dabei umbringen.“
„Ich glaube, ihr habt eine falsche Vorstellung von Vampiren“, mischte sich nun zum ersten Mal Graciano in das Gespräch.
„Ich glaube auch nicht, da sie Blut trinken“, meldete sich Cendrick zu Wort.
„Wie dem auch sei: Sie sind abartig! Cat hat gesagt, dass das Teil eine Fratze hatte. Mehr muss ich nicht wissen“, behauptet die WICCA engstirnig.
„Ja, schon mal blöd, wenn man keine Ahnung hat.“ Valerian wollte sich sein Bild über Vampire nicht zerstören lassen.
„Wenn du einen wirklich begeben würdest, dann würdest du das nicht mehr sagen“, behauptete sie.
„Das denke ich auch“, stimmte Linda ihrer Zimmernachbarin zu.
„Ihr habt ja keine Ahnung! Vampire sind einfach nur end-geil“, sagte der Unsterbliche begeistert.
„Find ich auch. Wie bei der Vampirserie – Vampire Diaries: For over a century I have lived in secret. Hiding in the shadows, alone in the world, until now. I am a vampire, and this is my story. Uuuuhhhh!“, sagte Cendrick und grinste breit.
„Ja und auf deutsch heißt das dann: Liebes Tagebuch, es ist dunkel und ich habe durst.“ Valerian brach in schallendes Gelächter aus.
„Leute, ihr seid mühsam“, bemerkte Flint trocken.
„Hör sich mal einer den Spaßverderber an“, stichelte Valerian.
„Wenn ich richtig liege, dann ist der Vampir schuld an dem Tod von sieben Frauen. Meiner Meinung hat das wenig mit Spaß zu tun“, befand Cat mit ernster Miene.
„Ich finde auch, dass das ganze Thema nicht besonders komisch ist“, sagte Linda vorwurfsvoll.
„Echt mal, reißt euch zusammen. Das ist doch hier kein Kindergarten! Die Muppetshow könnt ihr woanders anschauen gehen“, kam es vernichtend von der Hexe.
Auch Graciano verzog das Gesicht. Er mochte es nicht, wenn Valerian versuchte alles mit Humor zu nehmen, selbst wenn es die Gefühle der Anwesenden verletzte.
„Oh, Mann! Vergesst es! Wir hören ja schon auf. Gruftiverein …“
„Ich denke, jeder sollte auf einer Art versuchen etwas über dieses Wesen herauszufinden. Wir brauchen dringend mehr Informationen, ehe wir etwas unternehmen können“, erklärtes der Magier und warf im besonderen Tamara einen langen Blick zu.
Graciano fragte sich, was es damit auf sich hatte, doch er hatte keine Gelegenheit mehr die Hexe darauf anzusprechen. Die Zeit für das Mittagessen war so gut wie abgelaufen und sie mussten zum nächsten Kurs.