September 2013 Kolumne – Outtakes Band 2

Linda, Cat und Tamara diskutieren über einen Film

Kapitel 16, S. 140 nach dem Absatz

(„Na, jedenfalls dachte ich dann: Wenn die das die ganze Zeit getan haben, also ständig eine Kraft am Laufen hatten, nur um ganz alltägliche Dinge zu sehen, dann bin ich ja noch richtig sparsam, wenn ich einen Kinofilm anschauen gehe. Meint ihr nicht auch?“)

 

Der Redefluss von Linda hielt so abrupt wie er begonnen hatte und sie strahlte die zwei Frauen an.

„Klar“, setzte Tamara auf ihr Stichwort ein.

„Auf jeden Fall“, bestätigte Cat auf Kommando.

„Sehr schön! Welchen Film gehen wir denn anschauen?“, erkundigte sich Linda neugierig.

 

„Nicht dein Ernst!“

Katharina starrte ungläubig das Plakat an.

„Sie haben eben keine aktuellen Filme. Haben sie nie. Sie lassen eine DVD laufen“, erklärte Tamara.

„Das ist nicht der Grund meines Entsetzens!“

„Es läuft halt kein anderer!“, rechtfertigte sich die Wicce.

„Oder willst du lieber in ‚Alien vs. Predator’? Der kommt danach“, bot sie ironisch an.

Cat verzog das Gesicht.

„Eh, nein… das tu ich mir dann doch nicht an.“

„Dacht ich mir. Also bleibt es bei diesem Film.“

Das Medium starrte wieder das Filmplakat an.

„So schlimm ist er sicher nicht“, besänftigte die Hexe.

„Es ist ein Bollywoodfilm!“

„Na und? Vielleicht ist er lustig! Zur Not lästern wir eben darüber ab und schmeißen Popcorn an die Leinwand. Das ist dann auch witzig. So oder so, wir werden uns schon nicht langweilen.“

Cat sah sie zweifelnd an.

„Hey, zumindest spielt dieser… wie heißt er noch? Der indische Schnulzentyppi? Der spielt nicht mit.“

„Ich glaube es war was mit Kahn, aber nicht Genghis.“

„Ah, genau, Shah Rukh Khan, der war’s! Der spielt nicht mit. Also ich würde sagen: Der Film hat Potential. Weinende Männer sind auch arg unsexy.“

Linda fing leise an zu lachen.

„Ich kenne mich mit solchen Filmen überhaupt nicht aus. Erklärt ihr einer Unwissenden, worum es geht?“, bat sie.

„Hast du noch nie von einem Bollywood gehört?“, fragte Tamara überrascht.

„Nein. Ich kenne nur Hollywood. Ist das was Ähnliches?“

Cat fing an zu lachen.

„Hehe, ja, fast, aber der Bolly-wood steht in Indien“, grinste die Hexe gutgelaunt.

„Nein, ernsthaft. Ich habe keine Ahnung, warum die Bollywood heißen. Es sind Filme aus Indien und es wird massig gesungen. Die Filme bestechen eher durch ihre farbenfrohen Klamotten plus indisches Flair als durch ihre einfallsreichen Stories.“

„Also eine Art Musical?“, versuchte Linda einen Vergleich.

„Das haut so etwa hin. Eben ein indisches Musical mit indisch klingender Musik und Tanz“, nickte Katharina.

„Cool! So etwas habe ich noch nie gesehen. Na gut, das ist auch nicht so schwer bei mir“, schmunzelte die Seherin.

„Und um was geht es in diesem bestimmten Bollywood?“

„Er heiß ‚Bride&Prejudice – Liebe lieber indisch’“, las Cat vor und rollte mit den Augen.

„Hey, wir brauchen keinen tollen Titel, wir brauchen gute Unterhaltung. Also schimpf nicht schon vorher“, beschwerte sich Tamara im Spaß.

„Ich sag ja gar nichts!“

„Außerdem hat der Film eine sehr kultivierte Vorlage“, behauptete die Wicce.

„Ach ja?“

Man hörte Katharinas Stimme den starken Zweifel an. Linda schmunzelte breit und kicherte leise.

„Ja! Es basiert auf ‚Pride&Prejudice’, immerhin ein Klassiker.“

„Ist der nicht von Jane Austen?“

„Ich glaube schon.“

„Okay, das ist wirklich cool… und mehr als bizarr. Was wollen die da bitte singen und tanzen?“

„Keine Ahnung! Dafür müssen wir rein! Also was ist jetzt??“

Tamaras Geduld war schon leicht überstrapaziert.

„Ich will rein“, beschloss Linda.

„Aber natürlich nur, wenn ihr auch wollt und Cats Angebot noch steht.“

„Ich will sowieso rein“, stellte Tamara fest.

Katharina gab sich einen Ruck.

Immerhin machen wir mal was zusammen. Das wäre ja blöd, wenn es an mir scheitern würde.

„Also gut, dann gehen wir in den Film. Wenn er schlecht ist, dann können wir immer noch verschwinden.“

„Eben.“

„Sehe ich auch so.“

„Mann, mit euch macht man wirklich schräge Sachen“, lachte das Medium leise.